Bienengift

Bienengift

Der Bienenstock bietet möglichen Feinden viele begehrte Schätze. Neben Honig und Pollen gibt es auch reichlich eiweissreiche Bienenmaden und verpuppte Bienen zu erbeuten. Zur Verteidigung produzieren Bienen das Bienengift Apitoxin.

Am Ende des Stachels befindet sich ein Widerhaken. Sobald der Stachel aus der Scheide gezogen wird, setzen Drüsen ein Alarmhormon frei. Der Stachel bleibt mit dem Stechapparat in der Haut des Menschen hängen. Nach dem Stich wird der Stechapparat mit der Giftblase aus dem Hinterleib der Biene gerissen. Die Giftblase pumpt das Gift in die Haut. Zudem werden Duftstoffe freigesetzt, welche andere Bienen anregen, ebenfalls hier zuzustechen. Wenn ich als Imker von einer Biene z.B. in das Fussgelenk gestochen, sind rasch 2 – 3 weitere Bienen zu Stelle und stechen ebenfalls genau da zu. Deshalb sollte ein Stachel möglichst schnell entfernt werden. Um nicht zusätzlich Gift in die Haut zu drücken, empfiehlt es sich, den Stachel von der Seite her mit einem stumpfen Gegenstand (Fingernagel, Kreditkarte) aus der Haut zu schieben; keine Pinzette verwenden. Die Arbeiterin stirbt an dieser Verletzung.

Für eine tödliche Wirkung ist eine hohe Dosis Bienengift von 2.8 mg pro Kg Körpergewicht notwendig. Für eine 70 Kilogramm schwere Person, wären also 196 mg Bienengift notwendig. Eine ältere Biene verfügt in etwa über 0.15 – 0.30 mg Bienengift, damit wären rund 1'300 Bienenstiche notwendig für eine tödliche Dosis (Carpena et al., 2020). Eine junge Biene, welche erst seit ein paar Tagen aus der Zelle geschlüpft ist, hat noch kein Gift entwickelt und ist harmlos. Sammlerbienen sind jedoch in der Regel über 20 Tage alt und verfügen damit über Bienengift.

Bienengift besteht zu 80 % aus Wasser. Getrocknetes Bienengift besteht mehrheitlich aus folgenden Enzymen und Peptiden (Pak, 2017 / Carpena et al, 2020):

  • Melittin (Api m4) (50 – 60 %)
  • Phospholipase A2 (PLA2) (10 – 12 %)
  • Hyaluronidase (1.5 – 2 %)
  • Apamin (1 – 3 %)
  • MCD (Mastzelldegranulierende Peptid) (1 – 3 %)
  • Adolapin (0.1 – 0.8%)
  • Secapin (1 – 2 %

Die Aufzählung ist nicht abschliessend, insgesamt besteht die Zusammensetzung von Bienengift aus über 102 Pepitiden und Enzymen. Die drei Bestandteile Melittin, Phospholipase A2 und MCD werden nachfolgend erläutert.

Melittin auch Api m4 genannt ist ein Polypeptid. Es ist der giftigste Bestandteil im Bienengift. Es ist eine Aminosäuresequenz bestehend aus zwölf verschiedenen Aminosäuren mit einer Länge von 26 Elementen (GIGAVLKVLTTGLPALISWIKRKRQQ) und der chemischen Formel ist C131H229N39O31. Melittin hat eine entzündungshemmende Wirkung. Diese entzündungshemmende Wirkung ist wissenschaftlich am besten untersucht. Melittin könnte auch ein alternativer Weg sein, um Virusinfektionen zu bekämpfen. In Verbindung mit Nanopartikeln hat Melittin die Fähigkeit gezeigt, die Ansteckungsfähigkeit der HIV-Virusstämmen (HIV-1NLHX und HIV-1 NLYU2) zu hemmen und das virale Packet zu deaktivieren (Carpena et al., 2020). Es gibt auch verschiedene Studien zur Bekämpfung von Krebszellen. Es soll das Zellwachstum von Eierstockkrebs verlangsamen und das Zellsterben (Apoptosis) durch Magenkrebs hemmen. (Carpena et al., 2020)

Das Phospholipase A2 Enzyme (PLA2 oder Api m1) ist meistens für die allergische Reaktion von Bienenstichen verantwortlich. PLA2 kann dazu führen, dass mehr Forkhead-Box-Proteine P3 (FoxP3) im Körper entstehen, welche regulierende T-Zellen freisetzen. Die neuen regulierenden T-Zellen führen zu einer Immunreaktion bei einem erneuten Bienenstich. Sprich die gute Nachricht dabei ist, dass der erste Bienenstich im Leben kaum zu einer Immunreaktion führt – dies ist vergleichbar mit einer mRNA-Impfung. Ich kann das insofern bestätigen, dass der erste Bienenstich bei unseren Kindern nie zu einer Schwellung führte.

Ein weiterer Bestandteil ist MCD (Mastzelldegranulierende Peptid) oder Peptid 401. In einer niedrigen Konzentration von weniger als 0,1 mg/ml führt MCD zu einer Degranulation der Mastzellen und einer gleichzeitigen Histaminfreisetzung, die MCD immunologische Eigenschaften verleiht und die Reaktion des Bienengifts verstärkt. Es ist für Rötung, Entzündung und lokalisierte Schmerzen an der Einstichstelle verantwortlich. Ein Antihistaminikum kann die allergische Reaktion mindern.

In den USA sterben jährlich rund 40 – 80 Menschen an Stichen von Hornussen, Wespen oder Bienen. Rund 80 % sind männlich. (National Vital Statistics System, 2019)

 

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Pak S.C. (2017) Chemical Composition of Bee Venom. In: Alvarez-Suarez J. (eds) Bee Products - Chemical and Biological Properties. Springer, Cham.
  • QuickStats:Number of Deaths from Hornet, Wasp, and Bee Stings, Among Males and Females — National Vital Statistics System, United States, 2000–2017. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2019;68:649
Carpena, M.; Nuñez-Estevez, B.; Soria-Lopez, A.; Simal-Gandara, J. Bee Venom: An Updating Review of Its Bioactive Molecules and Its Health Applications. Nutrients 2020, 12, 3360.
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